Zurzeit beschäftige ich mich mit der Wut – nicht in erster Linie weil ich immer wieder mal wütend werde, sondern weil ich darüber bei einem Frauenfrühstück referieren darf.
Einige Gedanken, die mich bei der Vorbereitung bewegen:
- Wut ist gut! – sie hat ihren Ursprung im Wesen Gottes, in seiner Heiligkeit und Liebe. Dass wir Wut empfinden ist ein Ausdruck unserer Gottebenbildlichkeit. Sündhaft ist nicht die Wut an sich, sondern wie wir mit ihr umgehen.
- Wut ist ein starker Motor – viele Veränderungen hätte es nicht gegeben, wären Menschen nicht wütend geworden über Zustände und Verhältnisse in Gesellschaft und Kirche (z.B. die Abschaffung der Sklaverei oder die Reformation sind dem Zorn Einzelner geschuldet).
- Wut ist ein Schutz – quasi der Schmerznerv der Seele. Sie zeigt an wo Handlungsbedarf besteht, soll dazu motivieren Hilfe zu suchen.
- Wut ist menschlich – auch wenn wir Wut als ein negatives Gefühl erleben, die Bibel verbietet uns nirgends zornig zu werden, Wut zu empfinden. Gott warnt allerdings davor, dass wir in unserer Wut schuldig werden, indem wir sie z.B. unkontrolliert ausleben.
- Problematisch sind die Auswirkungen von aufgestauter Wut – sie entlädt sich meist gegenüber Unschuldigen. Deshalb ist es gut, wenn wir einüben in der Wut inne zu halten, erst einmal nachzudenken: Warum bin ich gerade wütend? – Auf wen? – Ist diese Wut überhaupt berechtigt? – und uns dann überlegen wie wir konstruktiv in dieser Situation mit unserer Wut umgehen.
Wohin mit meiner Wut?
Am besten dorthin, wo sich schon die gesamte Wut, der geballte Zorn Gottes entladen hat: Ans Kreuz, an dem Jesus Christus den Zorn Gottes über die Sünde zu spüren bekommen hat.
An diesem Kreuz kann ich meine Wut abladen,
- dort finde ich Vergebung für meine unangebrachten Reaktionen und die Worte und Taten, mit denen ich andere in meiner Wut verletzt habe,
- dort finde ich Heilung für die Wunden, die mir andere in ihrer Wut geschlagen haben
- und von dort bekomme ich die Kraft, künftig anders mit meiner Wut umzugehen.
Weil das alles nicht immer so einfach ist, hat Gott uns in eine Gemeinschaft gestellt.
Es gibt die Möglichkeit im Gespräch mit einem Seelsorger die eigene Wut anzuschauen, zerstörerisches Verhalten zu identifizieren und neue Verhaltensweisen einzuüben. Auch ist der Zuspruch der Vergebung durch einen anderen in manchen Fällen hilfreich.
„Der Christus im Bruder ist stärker als der Christus in mir!“ D. Bonhoeffer.