von Kristi Meyer
Ihr seid der Leib Christi, und jeder von euch ist ein Teil von ihm (1. Korinther 12,27).
Aber alles soll in einer angemessenen und geordneten Weise geschehen (1. Korinther 14,40)
Inmitten der Pandemie haben Sie im (vor-)letzten Sommer vielleicht einen Jahrestag verpasst. Am 18. August 1920 ratifizierte der Kongress den 19. Verfassungszusatz und gab den Frauen das Wahlrecht (in Deutschland geschah dies bereits 2 Jahre früher, am 12.11.1918 – Anm. d Übs.). Hundert Jahre später leben wir in einer Zeit und in einem Land, wo Frauen eine nie dagewesene Freiheit genießen. „Be all that you can be“ (Sei alles, was du sein kannst) gilt nicht nur für die US-Armee. Kongressabgeordnete, Hausfrau, Geschäftsführerin, Astronautin, Ärztin, Krankenschwester, Lehrerin, Anwältin, Ingenieurin und sogar Vizepräsidentin (bzw. Bundeskanzlerin – Anm.d.Übs.) – nie zuvor standen Frauen so viele Wege offen.
Wenn ich erzähle, dass ich der WELS angehöre, höre ich oft: „Das ist doch die Kirche, in der Frauen kein Stimmrecht haben, oder? Warum sollten Sie als starke und unabhängige Frau dieser Kirche angehören?“
Und doch besteht oft ein scharfer Kontrast zwischen einer Gesellschaft, die Frauen scheinbar unendlich viele Möglichkeiten bietet, und einer Kirche, in der es sich anfühlen kann, als seien mehr Türen für Frauen verschlossen als offen. Wenn ich erzähle, dass ich der WELS angehöre, höre ich oft: „Das ist doch die Kirche, in der Frauen kein Stimmrecht haben, oder? Warum sollten Sie als starke und unabhängige Frau zu dieser Kirche gehören?“ Verse wie 1. Korinther 14,34 („Frauen sollen in den Gemeinden schweigen…“) und 1. Timotheus 2,12 („Ich erlaube nicht, dass eine Frau lehrt oder Autorität über einen Mann ausübt…“) klingen für unsere modernen Ohren archaisch und überholt. Ich will ehrlich sein: Diese Verse machen mich stutzig, und ich bin sicher, dass ich mit dieser ersten Reaktion darauf nicht allein bin.
Aber das ist nicht die Absicht dieser Verse, und das war sicher nicht Gottes Absicht, als er für Männer und Frauen einzigartige Berufungen festlegte.Wir vergessen so leicht, warum Gott Männer und Frauen so geschaffen hat, wie er es getan hat. Es war ein Entwurf, der in einer vollkommenen Welt zu Anbeginn der Zeit entstand, ein Entwurf, der die Ordnung in dieser neu geschaffenen Welt aufrechterhalten sollte, ein Entwurf, der es Adam und Eva ermöglichte, sich gegenseitig zu ergänzen und als Partner zusammenzuarbeiten, ohne dass es in Gottes Augen eine Spur von Überlegenheit oder Unterlegenheit gab. Kurz gesagt, Gott hat seinen Plan für Männer und Frauen so gestaltet, dass sie gesegnet werden.
Unsere Welt ist jedoch nicht mehr perfekt, und diese Unvollkommenheit zeigt sich in allen Aspekten des Lebens – auch in unserer Rebellion dagegen, unsere einzigartigen Berufungen anzunehmen und zu leben. Zu Hause, in der Kirche, in der Welt wollen wir vielleicht die Berufung, die wir nicht haben, und fixieren uns auf das, was wir nicht tun können. Wir könnten uns an dem reiben, was sich manchmal wie ein veraltetes und frauenfeindliches System anfühlt – ein System, das manchmal im Gegensatz zu der Macht zu stehen scheint, die Frauen in der Welt haben – und wir sind anfällig dafür, den Segen, den Gott uns geben wollte, aus den Augen zu verlieren.
Unsere einzigartigen Berufungen werden wieder zu einem Segen und nicht zu einer Last, und wir lernen wieder, die Schönheit von Gottes Plan mit seiner Umsetzung in der heutigen modernen Welt in Einklang zu bringen.
Was ist das Gegenmittel gegen diese sündigen Reaktionen? Es ist einfach und doch tiefgreifend: Zeit mit dem Wort Gottes zu verbringen. Ein aufmerksames Studium der Bibelabschnitte über die einzigartigen Berufungen von Männern und Frauen erinnert uns erneut an die Vollkommenheit von Gottes Plan – dem Plan unseres Vatergottes, der uns liebt und der unsere Erlösung von Ewigkeit her geplant hat. Unsere einzigartigen Berufungen werden wieder zu einem Segen und nicht zu einer Last, und wir lernen wieder, die Schönheit von Gottes Plan mit seiner Umsetzung in der heutigen modernen Welt in Einklang zu bringen.
Diese Andachtsreihe soll Sie auf diesem Weg begleiten und Ihnen helfen, Zeit mit dem Wort Gottes zu verbringen. Bis zum Sommer werden wir die einzigartigen Berufungen von Männern und Frauen aus einem ähnlichen, aber unterschiedlichen Blickwinkel betrachten. Jede Woche werden wir Ihnen zwei Andachten anbieten: erstens eine Andacht, die ein zeitloses biblisches Prinzip untersucht – eine Lehre, die seit ihrer Verbalinspiration durch den Heiligen Geist konstant geblieben ist, eine grundlegende Lehre, die unbedingt verstanden werden muss; und zweitens eine Andacht, die tiefer in die Anwendungen eintaucht – in die Art und Weise, wie sich diese Prinzipien in unserem Leben auswirken, die sowohl in biblischen Zeiten als auch heute und in jeder modernen Situation anders aussehen.
Erlauben Sie mir eine abschließende Bemerkung… wir von der WELS Women’s Ministry sind unglaublich begeistert von dieser Andachtsreihe. Wir sind so dankbar für die Gelegenheit, unsere Gedanken über die einzigartigen Berufungen von Männern und Frauen mitzuteilen – Gedanken konfessioneller lutherischer Frauen, Gedanken, die durch das Studium des Wortes Gottes gründlich begründet und geprägt sind. Unser Gebet für diese Reihe ist einfach: dass sie für Sie genauso nützlich sein möge wie für uns. Möge Gott unsere gemeinsame Reise in diesem Sommer reichlich segnen!
Zum Weiterdenken
Welche Erfahrungen haben Sie mit der Lehre von der einzigartigen Berufung von Männern und Frauen gemacht?
Inwiefern ist diese Lehre für Sie ein Segen gewesen? Wie haben Sie mit ihr gerungen?
Schlussgebet
Herr Gott, alle deine Pläne sind dazu bestimmt, uns Segen zu bringen. Doch in einer sündigen Welt haben wir immer noch mit einigen dieser Pläne zu kämpfen und versäumen es, uns in den Segnungen zu sonnen, die du uns so sehnlichst zukommen lassen willst. Halte uns diese Segnungen vor Augen, wenn wir die einzigartigen Berufungen von Männern und Frauen studieren. Schärfe durch dein Wort unser Verständnis und unsere Wertschätzung für unsere einzigartigen Berufungen, und hilf uns, unsere verschiedenen Berufungen immer dazu zu nutzen, dir und den Menschen um uns herum zu dienen. Amen.